Puerto Rio Tranquilo und die Cuevas de Marmol

Puerto Rio Tranquilo und die Cuevas de Marmol

Die Marmorhöhlen im Lago General Carrera

In der Gegend von Puerto Rio Tranquilo gibt es am Ufer des Sees einige Höhlen die im Laufe der Zeit von dem Wasser in den Marmor geformt wurden. Durch die spezielle Form und Musterung des Marmors in Kombination mit den vom klaren Wasser gespiegelten Licht sind die Höhlen einzigartig. Wir wollen sie unbedingt sehen und Carlos und Ger wollen auch gerne darin schwimmen.

Delphine und ich versuchen also schon mal alles in Puerto Tranquilo zu organisieren bis Carlos und Ger aus Perito Moreno nachkommen.

Puerto Tranquilo ist ein kleines Örtchen am Lago General Carreras. Die Höhlen sind erst in den letzten Jahren so richtig touristisch erschlossen worden. Dadurch wurde aus dem kleinen verschlafenen Nest plötzlich ein Touristenort mit vielen Unterkünften und Campingplätzen. Am Stadtstrand stehen einige kleine Buden in denen die verschiedenen Anbieter ihre Touren zu den Höhlen und zu einem nahegelegenen Gletscher anbieten.

Wir wollen am liebsten ein paar Kajaks mieten und die Felsen auf eigene Faust in Ruhe erkunden. Leider stellen wir ziemlich schnell fest, dass das nicht geht. Man darf nur mit geführten Touren zu den Höhlen und die sind natürlich weder auf Schwimmer eingerichtet, noch auf Leute, die gerne mal eine Stunde auf das passende Licht warten oder fünfmal um das gleiche Motiv fahren bis sie ihr Foto haben.

Am Ende müssen wir uns entscheiden zwischen einer Tour mit einem größeren Motorboot oder einer Kajaktour. Die Kajaktour ist allerdings deutlich teurer und übersteigt das Budget das sich Carlos und Ger als Maximum gesetzt haben. Außerdem sieht man mit den Kajaks nur einen Teil der Höhlen, mit dem Motorboot kann man natürlich viel weiter fahren und sieht noch einige mehr davon. Nach langem Hin und Her überlegen entschließen wir uns für die Variante mit dem Motorboot. Wenn wir unbedingt wollen können wir ja immer noch überlegen die Kajaktour einen Tag später noch zu machen.

Wir buchen für morgen früh. Das Wetter ist zwar den ganzen Tag ziemlich schlecht, aber die Vorhersage für morgen ist sehr gut. Am nächsten Morgen geht es gegen halb acht los. Bis gestern Abend haben nur 11 Personen die Tour gebucht, aber in der Früh kommen noch einige Kurzentschlossene hinzu und so ist das Boot am Ende mit 16 Leuten dann doch fast voll.

Nach einer kurzen Einweisung durch den Guide geht es los. Einmal über den See in der aufgehenden Sonne. Hier fahren wir zunächst zu den Wracks zweier Schiffe, die früher zum Betrieb einer nahegelegenen Miene genutzt wurden. Nach der Aufgabe der Miene hat man sie hier einfach liegen gelassen. Danach geht es zu den ersten Höhlen.

In einige größere Höhlen fahren wir mit dem Boot auch rein. Der Anblick ist spannend und der Fels fühlt sich ungewohnt glatt an. Es ist eben tatsächlich Marmor in ganz bizarren Formen. Zurück auf der anderen Seite des Sees gibt es dann auch noch die „Kapelle“, den „Tunnel“ und die „Kathedrale“ zu sehen. Die schönsten Formationen die man auch mit den Kajaktouren besichtigen kann. Diese ganzen Formationen sind ein schwer zu beschreibender Anblick, den man besser selbst ansieht oder auf den nachfolgenden Bildern.

Es hat sich auf jeden Fall gelohnt sie zu sehen. Mit einer Kajaktour hätten wir wahrscheinlich noch ein paar schönere Einblicke gehabt als mit dem großen Boot, aber wir wollen das ganze trotzdem nicht wiederholen nur um noch ein paar andere Perspektiven zu haben.

Wenn jemand die Höhlen sehen will würden wir aber klar das Kajak empfehlen. Man sieht zwar nicht so viele Höhlen, aber die schönsten Formationen und die dafür etwas direkter.

Abschied von den Orcas

Nach dem Besuch der Höhlen wird es leider ernst mit den Abschied von Carlos und Germauris, den Orcas, wie wir sie seit längerem nennen.

Wir sind jetzt seit mehr als zwei Monaten mit ihnen durch Patagonien gereist und haben die Gesellschaft der beiden beim Reisen und bei vielen unserer Wanderungen sehr zu schätzen gelernt. Beide sind sehr interessante, liebe und lustige Menschen von denen wir viel gelernt haben.

Die beiden haben die letzten sechs Jahre in Buenos Aires gelebt. Aber ursprünglich kommen sie aus Venezuela. Dort haben sie sich vor acht Jahren bei der Arbeit kennen gelernt. Carlos wollte immer schon eine große Reise machen und konnte Germauris auch davon überzeugen mit ihm zu kommen. So sind sie zunächst vor ca. sechs Jahren nur mit ihren Rucksäcken von Venezuela los und letztlich bis nach Buenos Aires gekommen, wo sie erstmal geblieben sind. Am Anfang hatten sie verschiedene Jobs in allen möglichen Bereichen. Dann hat Carlos in seinem eigentlichen Job als Chemie Ingenieur einen Job gefunden, Karriere gemacht und sie haben das Leben in Buenos Aires genossen. Aber nach ein paar Jahren haben sie sich gefragt, ob das nun ihr Leben ist. Die Sehnsucht zu Reisen kam wieder auf und sie haben sich ihren Toyota Hillux gekauft. Carlos hat beschlossen wieder fitter zu werden – er hat damals 30 kg mehr gewogen als heute –und sie haben ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt. Sie haben angefangen jeden Tag zu meditieren, sich nach und nach an kaltes Wasser zu gewöhnen um jetzt für mehrere Minuten im Eiswasser baden zu können und viele andere Dinge. Carlos hat zum Beispiel beschlossen, dass er gerne malen würde. Er sagt, er kann es gar nicht, macht es aber einfach und seine Bilder werden nach und nach besser.

Ihre erste Reise mit ihrem neuen Auto hat sie vor drei Jahren schon einmal nach Patagonien geführt. Aber nur für ein paar Wochen. Auf dem Weg waren sie auch auf der Peninsula Valdez, wo sie zwei Mal das Glück hatten Orcas zu sehen, die aus dem Wasser kamen um Seelöwen zu jagen. Sie waren so fasziniert von den Tieren, die ihre Komfortzone verlassen um außerhalb des Meeres zu jagen, dass sie ihrem Auto den Namen von einem der jungen Orcas gaben. Sheuen. Sie wollen sich damit auch immer wieder darin erinnern, ihre eigene Komfortzone immer wieder zu verlassen um außerhalb neues zu entdecken. Vor ca. vier Monaten haben sie dann in Buenos Aires ihre Wohnung aufgelöst und alles was sie nicht für die Reise mitgenommen haben verkauft. Sie haben Ersparnisse um für ca. ein Jahr durch Patagonien zu reisen. Den Winter wollen sie auch in Patagonien verbringen um etwas Geld zu verdienen und das erste Mal in ihrem Leben einen richtigen Winter mit Schnee zu erleben. Auf lange Sicht wollen sie nur noch Reisen und mit kleinen Jobs und im Idealfall auch etwas Einkommen durch ihren Youtube Kanal und über Instagram über die Runden kommen. Ihr Projekt haben sie OrcaViajera, der Reisende Orca genannt. Unter diesem Namen findet man auch ihren Youtube Kanal, ihren Instagram Acount und ihre Hompage.

Am Abend wollen Carlos und ich Pizza backen. Mangels Backofen allerdings in der Pfanne. Ich wollte das schon länger mal ausprobieren und vor einer Woche schon mal einen erfolgreichen Versuch gestartet. Carlos kann gar nicht kochen. Die Verpflegung der beiden übernimmt komplett Ger. Aber er will lernen Pizza zu machen. Also machen wir am Nachmittag gemeinsam einen schönen Hefeteig und lassen ihn erstmal noch gehen. Danach nehmen Ger und ich noch etwas Musik auf Sie hat sich ein Lied zu ihrer Reise ausgedacht was sie schon seit Wochen immer wieder vor sich hin trällert und ich habe die Begleitung mit der Gitarre übernommen. Leider bekommen wir es in der kurzen Zeit nicht mehr so hin, dass wir zufrieden damit sind. Aber vielleicht klappt das ja in Zukunft nochmal irgendwann. Später sind wir dann alle vier in Pedro, backen Pizza und trinken Wein. Und wie so oft an den gemeinsamen Abenden wird es noch einmal ziemlich lustig und spät.

Am nächsten Tag nach dem Frühstück gehen wir noch gemeinsam ins Dorf. Ich möchte gerne noch ein kurzes Interview mit den beiden Filmen, in dem sie erzählen wer sie sind und was sie so machen. Nur für den Fall, dass ich irgendwann doch mal all die Videos die ich gerade mache zu einem Film schneide und dann auch ihre Geschichte zeigen kann.

Zum Abschied bekommen wir noch ein Bild von Carlos geschenkt. Es zeigt einen Orca, der seine Komfortzone – das Meer – verlässt, um mit den Guanacos durch die Berge zu streifen. Die Guanacos sind in dem Fall Delphine und ich. In El Calafate haben wir uns beide einen Anhänger mit einem Guanaco gekauft den wir seitdem oft umhängen haben. Dadurch haben wir den Spitznamen Guanacos von den beiden bekommen. Der Orca ist Shewen, ihr Toyota Hillux.

Den Plan, eventuell nochmal mit dem Kajak zu den Marmorhöhlen zu paddeln haben wir aufgegeben. Wir wollen nicht versuchen, das Erlebnis nochmal anders zu erleben sondern einfach dass, was wir gesehen haben in Erinnerung behalten.

Eigentlich hält und dann nichts mehr hier und nachdem die Orcas weg sind wollen wir auch weiter. Da ich aber auch noch bisschen was arbeiten möchte – also Bilder bearbeiten und am Text für den Blog weiterschreiben – wollen wir nicht allzu weit fahren heute. Delphine möchte gerne die 10 km Schotterpiste zum Lago Tranquilo fahren um dort die Nacht zu bleiben. Also machen wir Pedro startklar – alles verräumen, Schränke verschließen und den Beifahrersitz wieder in die Fahrpostion drehen – und starten in Richtung Westen zum See. Nach einigen hundert Meter Schotterpiste hören wir beide ein metallisches klappern von hinten. Hm, das klingt nicht richtige schlimm, aber ich will wissen was es ist. Ich steige aus und laufe nebenher während Delphine von Schlagloch zu Schlagloch fährt. Das Ganze kommt von rechten Hinterreifen und als ich ordentlich dagegen klopfe kann ich das Geräusch auch hören. So wollen wir lieber nicht weiter in die Pampa hoch. Also drehen wir um und fahren zurück in den Ort wo ich den Reifen erst mal abnehme um zu sehen was da los ist. Relativ schnell ist klar, dass bei der Befestigung unserer Luftfederung hinten zwei Muttern fehlen. Kein Drama, aber ohne es wieder zu befestigen möchte ich nicht weiter. Aber es fehlen ja nur zwei M14er Muttern. Die sollte man hier im Ort schon bekommen. Von wegen. Die Ferreteria im Ort hat schon mal nichts. Sie schicken uns zu einem Mechaniker der nach langem Suchen auch nichts findet. Aber wir werden zum nächsten Mechaniker geschickt der vielleicht eine passende Mutter für uns hat. Und tatsächlich, nachdem er seine ganze Sammlung durchsucht hat findet er immerhin eine M14er Mutter. Er meint, in Coyhaique, der nächsten größeren Stadt in ca. 120 km finden wir mehr davon. Ich befestige die Federung also mit der zusätzlichen Mutter erstmal so weit, dass wir weiterkönnen und nach einer weiteren Nacht hier am Strand fahren wir dann am Morgen weiter in Richtung Coyhaique.

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