Auf dem Weg nach Coyhaique wollen wir noch in Villa Cerro Castillo eine Pause für eine drei bis viertägige Wanderung machen. Der Ort liegt direkt unterhalb des gleichnamigen Berges der in den letzten Jahren immer mehr von Wanderern und Kletterern entdeckt wird. Es gibt verschiedenen Optionen für ein- und mehrtägige Wanderungen und wir würden gerne mal wieder ein paar Tage mit dem Zelt durch die Berge streifen.
Als wir im Ort ankommen gehen wir kurz zur Touristeninformation und fragen nach den Modalitäten für den Eintritt in den Nationalpark. Wir sind ja leider nicht mehr in Argentinien und in Chile muss man für alle etwas bekannteren Wanderungen teils ganz schön hohe Preise zahlen. Hier sind es umgerechnet zwischen 18 und 22 Euro am Tag. Eine Gebühr für die Nutzung der Wege zu zahlen ist das eine, aber diese Preise sind schon ganz schön heftig. Außerdem sind die Wege gerade nur für Tagetouren geöffnet und das auch nur bei schönem Wetter. Wann was erlaubt ist entscheidet die Nationalparkverwaltung. Und das wohl sehr kurzfristig. Übernachten darf man aktuell wohl nicht in dem Gebiet, weil die Temperaturen nachts schon um den Gefrierpunkt liegen. Aber bei welchen Temperaturen wir noch im Zelt schlafen können und bei welchen nicht würden wir gerne selbst entscheiden. Wir schauen uns den Ort bisschen an und entscheiden uns dann letztlich weiter zu fahren. Wir hätten die Wanderung hier sehr gerne gemacht, aber wenn wir nicht planen können wann wir gehen und dann auch nur Tagestouren zu sehr hohen Preisen verzichten wir lieber und sehen zu, dass wir weiter in Richtung Norden kommen.
So fahren wir am Nachmittag noch weiter nach Coyhaique. Die Stadt ist mit mehr als 60.000 Einwohnern für uns die größte seit Punta Arenas und es ist ungewohnt plötzlich wieder so viele Autos und Menschen auf den Straßen zu sehen. Es ist ein nettes Städtchen und wir bekommen hier mal wieder einen guten Kaffee, ein recht gutes Brot und können im Baumarkt hoffentlich noch die fehlende Mutter samt Unterlegscheibe besorgen. Aber wie so oft ist das nicht so einfach. Im Sodimac, der Baumarktkette die wir schon aus Punta Arenas kennen gibt es metrische Muttern nur in den kleinen Größen. M4, M5 und M6. Darüber raus haben sie nur Muttern mit Zollgewinde. Mist. Wir werden wieder mal zu einer speziellen Ferreteria geschickt, die nur Schrauben hat. Und tatsächlich, sie haben Muttern in M14. Sogar verschiedenen Gewindesteigungen und auch die Version als selbstsichernde Mutter sind vorhanden. Man muss nur immer erstmal rausfinden wo man was bekommt. So kann ich die Luftfeder wieder anständig befestigen und wir haben noch zwei Ersatzmuttern gekauft falls es mal wieder passiert.
In Coyhaique kann Delphine auch endlich mal wieder ins Schwimmbad und ich kümmere mich weiter um die Bilder der letzten vier Wochen.
Eigentlich könnten wir weiter, aber da ist ein Geräusch im Motorraum, das zwar schon lange da ist, aber immer deutlicher wird. Relativ schnell ist klar, dass es von der Kupplung kommt, was genau es ist, kann ich aber nicht sagen. Wir fahren also am nächsten Morgen noch zu einer Werkstatt und der Chef dreht gleich eine kurze Runde mit uns. Er lokalisiert das Geräusch noch genauer. Das Axiallager der Kupplung stirbt wohl gerade langsam. Er meint, wenn er es reparieren würde, dann wird es sehr lange dauern, weil die Ersatzteile erstmal aus Santiago kommen müssen. In Chile ist der Ducato nicht so verbreitet. Er empfiehlt uns deshalb, das ganze in Argentinien reparieren zu lassen. Das heißt für uns also in Bariloche. Bis dahin sind es noch gut 1.000 km zu fahren. Wir überlegen etwas und beschließen dann, das Risiko einzugehen. Auf dem Weg nach Bariloche kommen wir auch noch durch Puerto Montt, wo man im Notfall das Ganze auch noch reparieren könnte. Hauptsache wir bleiben nicht ohne Kupplung irgendwo liegen. Um ihn ganz ohne Kupplung zu fahren ist Pedro einfach zu schwer und der Weg in vielen Bereichen auch zu steil.
Also fahren wir am Nachmittag noch ein Stück weiter in Richtung Norden. Am nächsten Tag schauen wir uns noch kurz die Stadt Puerto Aysen an und kaufen dort ein schönes Stück Lachsfilet fürs Abendessen und weiter geht’s die Carretera Austral entlang in Richtung Chaiten. Die Straße ist teilweise in einem super Zustand, aber am Ende des Tages kommen noch mal 20 km übelste Schotterpiste. Und das am Anfang auch noch einen steilen Pass herunter. Wir übernachten mit schönem Blick über einen Fjord und fahren mit kurzen Unterbrechungen – unter anderem für eine schöne, kurze Wanderung durch einen sehr wilden Urwald – weiter nach Chaiten, von wo aus wir dann die nächsten Tage mit der Fähre zur Isla Chiloe übersetzen wollen.