Wieder zurück auf dem Festland steuern wir zunächst nochmal Puerto Montt an. Wir wollen uns den Fischmarkt am Hafen nicht entgehen lassen. Dort gibt es alle Arten von Fisch die man hier im Meer so fangen kann oder die in der Region gezüchtet werden. Natürlich gibt es auch reichlich Muscheln aus den Züchtungen der Umgebung zu kaufen, aber Muscheln haben wir schon so viele gegessen, dass wir erstmal darauf verzichten. Auf dem Markt gönnen wir uns also einiges an Fisch und ein paar der heimischen Würste und fahren dann weiter in Richtung Puerto Varas.
Ich habe ja Geburtstag. Also durfte ich mir auch was zu essen wünschen. Aber auf dem Fischmarkt hat Delphine einen schönen kleinen Rotbarsch gekauft. Der wäre sehr lecker und sie kann ihn auch zubereiten. Na gut, dann halt Rotbarsch. Als sie das Tier dann am Abend ausgenommen hat kommen ihr erste Zweifel über die Zubereitung. Der ist doch anders als sie meinte. Aber sie will ihn einfach in die Pfanne schmeißen und schön anbraten, das wird dann bestimmt lecker. Da habe ich aber meine Zweifel. Ich finde Fisch schon immer wieder mal lecker, mag aber den Kampf mit den Gräten nicht. Also mache ich mich, Internet sei Dank, ein wenig schlau über die Zubereitung unseres Fisches und finde ein paar Videos zum filetieren. Das richtige Filetiermesser sei ganz wichtig heißt es da und für Anfänger besser Filetierhandschuhe. Na klar, habe ich immer alles dabei. Unser gutes Supermarktmesser muss es dann halt auch tun und schließlich habe ich ja mal ein anständiges Handwerk gelernt bevor ich mich der schnöden Theorie gewidmet habe. Also wird das Tier jetzt filetiert. Und tatsächlich ist das Ergebnis gar nicht so schlecht. Am Ende bleiben zwei schöne Filets von unserem kleinen Fisch über. Die sind allerdings noch kleiner. Also so ungefähr so lang wie ein Fischstäbchen. Aber immerhin, meine Finger sind alle heile geblieben, wir ersticken nicht an Gräten und ich habe gelernt, wie man einen Fisch filetiert. Also zumindest einen Rotbarsch. Das Wunschessen, Pasta mit frischem Lachsfilet, gibt es dann halt morgen Abend.
Das kleine Städtchen Puerto Varas, gelegen am Lago Llanquihue, ist deutlich übersichtlicher als Puerto Montt und wir schlendern am nächsten Vormittag etwas durch die Stadt und schauen uns die Holzhäuschen und die Kirche an. Deutsche Einwanderer haben den Ort mitgeprägt und es gibt einen Club Aleman. Außerdem eine Bäckerei Namens „Vollkornbrot“. Und das Brot, das sie hier verkaufen ist echt lecker.
Eigentlich hat man von Puerto Varas aus auch einen schönen Blick auf den Vulkan Osorno, aber der will sich zwischen den Wolken im Moment nicht blicken lassen. Also beschließen wir einfach noch weiter in seine Richtung zu fahren. Und tatsächlich, als wir den See entlang nach Osten fahren zeigt er sich tatsächlich gelegentlich ein bisschen. Nie komplett, aber doch soweit, dass man sich vorstellen kann, wie er im Ganzen aussieht.
Der Osorno wird auf Grund seiner sehr gelichmäßigen, kegelförmigen Figur auch oft mit dem Fuji in Japan verglichen, er ist zwar nicht ganz so hoch, aber tatsächlich ein sehr schöner Berg. Aber nachdem das Wetter die nächsten Tage weiterhin nicht sehr gut sein soll, fahren wir weiter ohne in vollständig zu sehen oder zu besteigen.
Vulkane kommen auf dem Weg in den Norden noch sehr viele. Kurz vor der Grenze fahren wir zwischen den Vulkanen Casablanca und Puyehue durch und machen einen Stopp bei den Aguas Calientes, den heißen Wassern. Hier gibt es ein sehr einfaches Thermalbad, aber auch ein paar natürliche heiße Wasserbecken neben dem Rio Chanlelfu in denen man zwar nicht schwimmen, aber zumindest gemütlich liegen kann. Wir verbringen den Abend im heißen Wasser und kommen am nächsten Morgen vor der Weiterfahrt gleich nochmal zum Baden vorbei. Nach so langer Zeit mit wenig Duschen und vielen Wäschen mit Kaltwasser in Pedro ist es super angenehm sich diesen Luxus zu gönnen. Zumal man ohne Verschwendung von Heißwasser lange heiß baden kann. So gründlich und doch sparsam badet nicht mal der deutsche Wirtschaftsminister.
Frisch gewaschen geht es dann über die Grenze nach Argentinien und über Villa Angostura nach Bariloche. Das ist eine relativ große Stadt die vor allem für Schokolade und die schöne Umgebung bekannt ist. Außerdem gibt es viele gute Eisdielen und hoffentlich einen Mechaniker der Pedro wiederherrichten kann. Ach ja, und dann gibt es wohl noch einige organisierte Banden die immer wieder Camper aufbrechen und mitnehmen was sie so gebrauchen können. Zwar ist Pedro mit ziemlich vielen Extraschlössern gesichert, aber wir wollen ihn trotzdem nicht unbeaufsichtigt in der Stadt stehen lassen und lieber einen Campingplatz aufsuchen.
Auf dem Weg von Coyhaique hierher hatten wir natürlich immer wieder bedenken ob Pedro es schafft ohne liegen zu bleiben und wir sind froh, jetzt hoffentlich Hilfe zu bekommen. Auf den letzten hundert Kilometern lässt sich dann öfter auch der zweite Gang kaum mehr einlegen wir zweifeln langsam an der Aussage des Mechanikers aus Coyhaique, dass es ein Problem mit dem Lager der Kupplung ist. Ich fürchte, es ist doch ein Problem im Getriebe.
Wir fahren also gleich mal direkt zu einer Autowerkstatt die in verschiedenen Portalen empfohlen wurde und der Sohn des Chefs, ebenfalls Mechaniker macht gleich mal eine Probefahrt mit uns. Er ist sich auch recht bald sicher, dass das Problem von Getriebe kommt. Nach Rücksprache mit seinem Vater verabreden wir uns am nächsten Morgen erstmal in eine andere Werkstatt zu fahren die auf Ölwechsel für Motor und Getriebe spezialisiert ist. Vielleicht ist nur zu wenig Getriebeöl drin und mehr fehlt nicht. Der Getriebedeckel ist tatsächlich nicht ganz dicht und wir hoffen auf eine einfache Lösung. Aber leider ist mit dem Öl alles in Ordnung. Also muss das Getriebe raus. Und weil in Bariloche keiner Getriebe reparieren kann muss es dann von hier aus nach Neuquen zur Reparatur geschickt werden. Zehn bis zwölf Werktage müssen wir dafür rechnen meint unser Mechaniker. Na toll. Und nächste Woche ist auch noch Osterwoche, da geht sowieso nichts. Wir merken auch, das Alejo, unser Mechaniker, irgendwie nicht so scharf auf den Ausbau des Getriebes ist. Sollen wir vielleicht direkt nach Neuquen fahren und dort das Getriebe ausbauen und reparieren lassen? Aber es sind fast fünfhundert Kilometer. Wer weiß, ob wir soweit überhaupt noch kommen. Und Neuquen ist eine Industriestadt mitten im Nichts. Hier in Bariloche gibt es zumindest viele Möglichkeiten sich die Zeit zu vertreiben.
Am Ende einigen wir uns mit Alejo darauf, dass wir bis zum Osterwochenende erstmal auf einen nahegelegenen Campingplatz fahren und dann nach Ostern wiederkommen und er mit seinen Leuten das Getriebe ausbaut. Mit dieser Lösung sind wir dann alle zufrieden. Also fahren wir erstmal wieder raus aus der Stadt um für ein paar Tage auf einem netten Campingplatz zu stehen und ein paar Touren in den Bergen zu machen.