Von Buenos Aires zur Küste
Über Buenos Aires fahren wir nach Süden. Das nächste Ziel ist die Peninsula Valdes an der Ostküste Argentiniens. Bis wir dort sind geht es vor allem durch viel Pampa. Die Ruta 3, auf der wir die meiste Zeit fahren, geht oft über mehr als 100 km einfach geradeaus. Die Landschaft ist dabei auch oft nicht sehr abwechslungsreich. Aber es ist fast meditativ so zu fahren und mit Musik und Hörspielen vergeht die Zeit auch recht schnell. Und zum Übernachten finden sich meist schöne Stellplätze an Seen oder an der Küste.
Peninsula Valdes
Nach ein paar Tagen Fahrt durch die argentinische Pampa sind wir in Puerto Piramides auf der Peninsula Valdes. Diese ist für ihre Flora und Fauna und vor allem zur Beobachtung von Walen, Seelöwen, Seeelefanten und Pinguinen bekannt. Die gesamte Halbinsel ist ein großes Naturschutzgebiet. Übernachten darf man mit dem Camper nur in Puerto Piramides, dem einzigen Ort auf der Insel. Von da aus kann man dann Tagestouren zu den verschiedenen Tierbeobachtungspunkten machen. Wir entscheiden uns dazu am ersten Tag nach Norden zum sehr kreativ bezeichneten Punta Norte zu fahren. Das bedeutet für uns das erste mal die klassischen südamerikanischen Wellblechpisten zu nutzen. Was wir noch nicht wissen: Diese hier sind besonders fies. Wir scheppern also mit Pedro über 80 km (einfache Strecke) schlechte Piste bis zum Punta Norte.
Unterwegs haben wir mehrfach das Gefühl wir zerstören unser schönes Fahrzeug hier gleich zum Anfang der Reise, aber alle anderen fahren hier auch mit ganz normalen Autos und Campern rum. Also weiter. Am Ziel angekommen können wir auf einigen markierten Wegen ein paar hundert Meter an der Küste entlanglaufen. Von oben haben wir einen gute Ausblick auf eine große Kolonie von Seelöwen die hier den Sommer verbringen und ihren Nachwuchs großziehen. Wir beobachten begeistert die lustigen Tiere und machen jede Menge Fotos. Wir hoffen darauf, wie alle anderen hier auch, einen Orca zu sehen zu bekommen. Diese kommen ab März hier an die Küste zum jagen. Sie haben sogar eine spezielle Jagdmethode entwickelt um sich die kleinen Seelöwenbabys zu schnappen. Dazu schwimmen sie mit Schwung bis fast auf den Strand wo die Seelöwen sitzen, um sich dann einen zu schnappen und schnell wieder zu verschwinden. Wir müssen uns nur mit den Seelöwen und einem einzelnen, beeindruckend großen Seeelefanten begnügen. Zudem fliegen neben Möwen auch noch jede Menge andere schöne Vögel hier herum. Nach einigen Stunden am Punta del Norte treten wir die Rückfahrt über die wilden Wellblechpisten an. Am nächsten Tag wiederholen wir den wilden Ritt über das Wellblech um einen weiteren Beobachtungspunkt anzusteuern. In Caleta Valdes gibt es eine Seeelefanten Kolonie und ein paar Pinguine. Die Pinguine sehen wir hier erstmal nur aus sehr großer Ferne, doch später werden wir noch viel mehr von ihnen zu sehen bekommen. Die Seeelefanten sind beeindruckend groß und auch beeindruckend faul. Sie liegen einfach am Strand und sonnen sich. Wir fahren wieder zurück nach Puerto Piramides und machen noch einen ausgedehnten Spaziergang am Strand entlang und besteigen die aus Sand gepresste Steilküste. Oben auf den aus gepresstem Sand bestehenden Felsen ist alles voll mit Muscheln. Die sind allerdings nicht einfach vom Wind hier rauf geblasen worden, sondern sie entpuppen sich beim genaueren hinsehen als versteinerte Muscheln.
Wir verlassen Puerto Piramides um uns auf dem Weg zurück aufs Festland einen Übernachtungsplatz auf der Steilküste mit Meeresblick zu suchen. Oben ist es zwar beeindruckend windig, aber der Blick über das Meer und die Bucht von Puerto Madryn ist super. Zur richtigen Zeit kann man hier wohl auch Wale im Meer beobachten. Dazu müssten wir aber in ein paar Monaten wieder kommen.
Als wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück alles einpacken und Pedro startklar machen hören wir durch den starken Wind Akkordeonmusik. Ich denke erst, die kommt aus unserem Autoradio, aber ein paar Meter weiter steht tatsächlich ein junger Mann und spielt Akkordeon. Dabei wird der von einer Frau mit dem Handy fotografiert. Ich packe die Gitarre aus und gehe zu den beiden. Fernando, der Musiker, und seine Mutter sind aus Buenos Aires hierher gekommen um in der Gegend Verwandte zu besuchen. Er ist eigentlich Keyboarder, lernt aber gerade auch Akkordeon um traditionelle argentinische Lieder besser spielen zu können. Wir spielen im laut tosenden Wind ein paar Stücke die er mir zeigt, dann geht’s für uns weiter in Richtung Süden, für Fernando und seine Mutter langsam wieder zurück nach Buenos Aires.
Cabo dos Bahias
Am nächsten Tag erreichen wir Cabo dos Bahias. Hier hoffen wir endlich ein paar Pinguine aus der Nähe sehen zu können. Der kleine Nationalpark liegt etwas 20 km entfernt von der Ruta 3. Wieder mal Wellblechpisten, aber diesmal deutlich weniger schlimm als die auf der Peninsula. Unsere Erwartungen werden nicht enttäuscht. Eine große Kolonie von Magelanpinguinen lebt hier jedes Jahr von September bis April. Einige tausend der lustigen Tiere sind hier zu beobachten.
Man kann als Besucher über lange Stege aus Gitterrosten mitten in die Kolonie hineinlaufen. Die Pinguine können ungestört unter den Stegen durchlaufen und stören sich kaum an uns. Bestenfalls schauen sie neugierig zu uns nach oben. Die meisten anderen Besucher kommen, laufen einmal auf den Stegen hin und her und fahre wieder weg. Wir können nicht genug von den Pinguinen sehen und schauen und fotografieren ein paar Stunden. Danach machen wir mit unseren Rädern noch einen kurzen Ausflug an die Spitze des Kaps. Hier lebt eine Seelöwenkolonie auf einem wilden Felsen am Meer. Auch da gibt es wieder viel zu sehen. Neben den Seelöwen beobachten wir außerdem auch mal wieder ausgiebig einige Guanacos. Von diesen mit den Lamas verwandten Tieren gibt es im Süden von Chile und Argentinien sehr, sehr viele, wir können uns aber trotzdem immer wieder für diese schönen Tiere begeistern. Nach unserem Ausflug zu den Seelöwen wollten wir eigentlich weiter fahren, die Sonne kommt aber nochmal raus und steht jetzt auch wieder tiefer, so, dass wir nochmal zu den Pinguinen gehen und dort bleiben bis der Ranger vom Nationalpark kommt und wir dann nach einer netten Unterhaltung mit ihm langsam mal gehen müssen.
Caleta Olivia
Es geht immer weiter in den Süden. Wir fahren entlang der Ostküsten, weil die Straßen hier sehr viel besser sind als die im Westen. Es geht einfach schnell und geradeaus nach Süden und wir wollen bis Anfang März in Ushuaia sein um dann im Westen wieder nach Norden zu fahren. Im Juni beginnt hier der Winter und bis dahin gibt es noch einiges in den Anden sehen und vor allem viele Wandertouren machen. Doch auch die Ostküste wird hier unten immer interessanter. In Caleta Olivia sehen wir am Stadtrand eine ziemlich große Seelöwenkolonie am Strand und auf der weiteren Strecke warten noch einige interessante Nationalparks. Wir können gar nicht alles anschauen was interessant wäre, obwohl wir ja eigentlich schon ganz schön viel Zeit haben.
Die versteinerten Bäume
Etwas weiter südlich von Caleta Olivia machen wir einen Abstecher zu den versteinerten Bäumen von Jaramilo. Hier liegen ca. eine Millionen Jahre alte Baumstämme in der Wüste, die in Farbe und Struktur vollständig erhalten sind. Inklusive Rinde und Jahresringe. Sie sind aber komplett versteinert. Wir besuchen erst eine kleine Ausstellung im Gebäude der Nationalparkverwaltung und spazieren dann über die angelegten Wege durch die beeindruckend großen Steinbäume die hier herumliegen als hätte ein Riese Bäume gefällt und sie dann aber nicht mitgenommen. Tatsächlich wurden die Bäume wohl von Vulkanasche eingedeckt und dann im Lauf der Zeit zu Stein. Die Landschaft hier erinnert auch eher an Vulkane als an Wald. Rundum ist alles trocken und in der Ferne ragen viele Kegelförmige Berge in den Himmel.
Puerto San Julian
In Puerto San Julian, einem kleinen Ort an der Westküste, begegnet uns zum ersten mal Ferdinand Magellan. Nicht persönlich, er ist ja doch schon seit fast 500 Jahren tot. Aber im Süden von Argentinien und Chile hat der Mann der die erste Umsegelung der Welt initiiert hat einige Spuren hinterlassen. In Puerto San Juan hat er mit seiner Flotte vor genau 500 Jahren, von März bis August 1520 überwintert und eine Meuterei seiner Mannschaft knapp überstanden. Als erste Europäer die diesen Teil des Landes betraten gaben sie den Einheimischen den Namen Patagonier (Großfüßer). Im Oktober 1520 entdeckten Magellan und seinen Leute dann deutlich weiter im Süden eine Durchfahrt vom Atlantik zum Pazifik. Die Magellanstraße. Über diese Meeresstraße werden wir später mit der Fähre nach Feurland fahren. Doch erstmal wollen wir uns den Nachbau der Victoria ansehen. Diese war eines der Schiffe Magellans und steht im Hafen von San Julian als Nachbau und Museum. Da es wieder einmal einen sehr starken Sturm gab ist aber in der ganzen Stadt kein Strom bis zum Nachmittag und damit das Museum vorerst geschlossen. Wir schauen uns das Schiff dann eben nur von außen an und entdecken am Strand den Rumpf eines gestrandeten Holzschiffes das hier scheinbar auch schon eine ganze Weile liegt. Durch einige Löcher kann man ins Innere und die Holzkonstruktion begutachten. Später kommen noch einige kleine Delfine in die Bucht. Wir beschließen dann weiter in den Süden zu fahren um am nächsten Tag den Nationalpark Monte Leon zu besuchen. Am Abend gibt es noch einen ziemlich spektakulären Sonnenuntergang den wir von unserem Übernachtungsplatz am Rio Santa Cruz aus beobachten.
Monte Leon
Am nächsten Morgen geht es dann in den Nationalpark Monte Leon. Wir spazieren bei Ebbe zu einer Insel auf der tausende Kormorane nisten. Beobachten Guanacos die über den Strand spazieren, sehen eine weitere Kolonie von Seelöwen und eine große Kolonie von Magellanpinguinen. Die Pinguine sind allerdings diesmal zum größten Teil eher wieder weiter weg von uns. So gut wie am Cabo dos Bahias kann man sie hier nicht beobachten. Neben den Tieren ist dieser Park auch auf Grund der sehr schönen Landschaft beeindruckend.