Zurück zu Pedro

Zurück zu Pedro

Corona und die Zeit vor dem zweiten Aufbruch

Am 25 März 2020 sind wir, mitten im ersten Lockdown, nach nur zehn Wochen Reisen in Südamerika wieder zuhause angekommen. Klar, zehn Wochen am Stück war ich noch nie unterwegs. Aber, wenn man plant für mehr als ein Jahr unterwegs zu sein, dann sind die zehn Wochen gerade mal der Start. Und tatsächlich war unser Plan die Anden von Süden nach Norden zu bereisen. Wir waren aber gerade mal im Süden der Anden angekommen, hatten also eigentlich gerade mal so die Anreise geschafft.

Wir hatten bei der Abreise in Punta Arenas gehofft vielleicht schon Ende 2020 wieder zurück kommen zu können, waren aber gleichzeitig auch auf eine viel längere Wartezeit eingestellt. Klar war nur: Wir wollen diese Reise fortsetzen.

Nach einem verheißungsvollen Sommer war die Hoffnung dann tatsächlich relativ groß bald wieder starten zu können. Aber nach dem Tod meines Vaters im September 2020 und den steigenden Corona Zahlen im Herbst war klar, dass das so schnell nichts wird.

Was dann? Wieder eine feste Arbeit annehmen? Die Antwort geben uns unsere Nachbarn. Wieso die Nachbarn? Dazu muss ich kurz bisschen ausholen: Als wir im März zurückgekommen sind, konnte Delphine nicht in ihre Wohnung in München zurück. Die war für mindestens 12 Monate vermietet. Meine kleine Einzimmerwohnung in Weyarn im Haus meiner Eltern war aber zum Glück frei. Also sind wir erstmal nach Weyarn gezogen. Klar, nach zehn Wochen in Pedro – unserem Camper – mit seinen knapp 8 m² Wohnfläche ist eine 24 m² Wohnung mit Balkon natürlich schon was, aber sie kann nicht fahren und sie ist nicht in Südamerika. Ich bin in meiner gewohnten Umgebung, aber Delphine muss in meiner Miniwohnung irgendwie ihren Platz finden. Nach ein paar Wochen haben wir dann zumindest zum Schlafen noch das Gästezimmer meiner Eltern nebenan gekapert um zumindest ein separates Schlafzimmer zu haben und lebten so auf recht engem Raum mit unklaren Aussichten auf die nahe Zukunft in Weyarn vor uns hin. Und nun zu den Nachbarn: Neben meiner kleinen Wohnung ist direkt die Wohnung in der früher meine Großeltern gelebt haben. Seit dem Tod meiner Oma ist sie vermietet. Aber die aktuellen Mieter wollten wieder zurück in die Heimat nach Rumänien. Sie kündigten also zu Ende des Jahres, was uns die Option gab, meine kleine Wohnung mittels ein paar kleinen Umbauten in eine sehr viel Größere zu verwandeln. Wir überlegten, was wir machen sollten. Die Reise fortsetzen schien erstmal nicht möglich. Wenn wir wieder Jobs annehmen könnten wir nicht mehr so spontan wieder los. Wenn wir uns aber ein paar Monate Zeit für den Umbau der beiden Wohnungen nehmen würden, könnten wir theoretisch danach immer noch zurück nach Chile. So haben uns unsere Nachbarn also dann bei der Entscheidung geholfen, wie es weitergeht.

Der kleine Umbau wird dann doch zu einer Kernsanierung. Wenn dann schon richtig. Die Ersparnisse für die Reise fließen jetzt erstmal in die Wohnung und wir arbeiten von Januar bis Juli Vollzeit als Handwerker. Wände einreissen, Boden einebnen, Dach ausbauen und viel Trockenbau. Neue Wasser und Abwasserleitungen für die Küche, viele Meter Leerrohre in die Wände legen und verputzen… Den Strom macht Marinus, ein Elektriker aus dem Nachbardorf und Roland, mein Ex-Mitbewohner aus Rosenheim, hilft uns bei allem was ein Zimmermann bzw. Schreiner so macht. Also bei seeeeehr vielen Sachen.

Am Ende haben wir dann eben nicht nur meine Wohnung erweitert, sondern eine sehr schöne neue Wohnung aus den zwei alten gemacht und sind durchaus stolz auf unser Werk. Und die Reise? Die muss leider immer noch warten. Die Grenzen in Südamerika machen auf dem Luftweg teilweise wieder auf, aber Pedro kann auch mit unseren zwei Gleitschirmen einfach nicht fliegen. Dafür hat Fiat ihn glaube ich nicht konzipiert. Nachdem meine Ersparnisse für die Reise nun auch komplett in unserer Wohnung stecken muss ich auch wieder bisschen Geld verdienen um mir das Reisen überhaupt leisten zu können. Also fangen wir im Sommer 2021 nach eineinhalb Jahren Pause wieder an zu arbeiten. Ich kann zurück zu meinen Kollegen bei Kurz und Fischer um meine Kunden bzw. deren geplante Gebäude gegen Schall, Wärmeverlust und Feuchte zu schützen, Delphine fängt einen Job bei Digital Charging Solutions in München an und hilft ihren Kollegen als Contract Managerin dabei anständige und juristisch korrekte Verträge mit ihren Partnern zu machen. Und weil wir jetzt eine große Wohnung mit direktem Zugang zum Garten haben bekommen wir auch noch zwei kleine Katzen, Cookie und Sushi. Meine Mutter hat sich bereit erklärt, sich um die beiden zu kümmern, wenn wir wieder weg sind. Wir sind also wieder voll im „normalen“ Leben angekommen oder? Nicht wirklich. Wir fühlen uns trotzdem die ganze Zeit wie in einer Warteschleife. Die Reise ist für uns noch nicht beendet. Pedro wartet ja auch mit unserer kompletten Ausrüstung in Punta Arenas auf uns. Aber jetzt haben wir uns erstmal wieder auf das Alltagsleben eingelassen und genießen einfach das Leben zuhause.

Pedro hat bei der Einreise nach Chile Anfang März die üblichen neunzig Tage Aufenthaltserlaubnis bekommen. Wie wir auch. Als Mitte März der Ausnahmezustand wegen Corona verhängt wurde, wurden diese Zeiten erstmal bis zum Ende des Ausnahmezustandes „eingefroren“. Wir beobachten natürlich weiter die Situation in Chile und erfahren so, dass der Ausnahmezustand im Oktober 2021 endet. Das bedeutet für uns, dass Pedro nur noch bis Weihnachten legal in Chile stehen kann.

Delphine kontaktiert den Zoll in Punta Arenas und wir bekommen nach etwas hin und her eine Verlängerung von drei Monaten. Auf die Fragen, wie wir es denn handhaben sollen, wenn wir erst Anfang 2023 zurückkommen, bekommen wir keine Antwort. Also versucht Delphine eine weitere Verlängerung zu erwirken und bekommt nach etwas hin und her die Antwort, dass wir nochmals vier Wochen bekommen, das Auto dann aber illegal in Chile und wir, bzw. ich als Fahrzeughalter, sind dann quasi Schmuggler, weil wir ja ein Fahrzeug illegal in Chile haben. Toll. Als Deutsche – Delphine ist nach langem hin und her und über zwanzig Jahren in Deutschland inzwischen auch offiziell deutsche Staatsbürgerin – die alles richtigmachen wollen, möchten wir natürlich nichts riskieren. Also fangen wir an zu recherchieren was so alles passieren könnte. Am Ende steht als Worst-Case Szenario die Option, dass der Zoll Pedro beschlagnahmt und versteigert. Nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht ausgeschlossen. Zeitweise rechnen wir sogar damit, dass ich Ende April nach Punta Arenas reisen muss, um Pedro einmal über die Grenze nach Argentinien und zurück zu fahren um dann nochmal ein halbes Jahr legalen Aufenthalt in Chile zu bekommen. Super, da versucht man möglichst wenig zu fliegen und soll dann mal schnell für zehn Tage ans Ende der Welt wegen irgendwelchen Zollbestimmungen. Nach vielen Emails und Telefonaten mit dem Zoll in Punta Arenas, einem sehr hilfsbereiten Zollbeamten aus Antofagasta und einem ebenfalls sehr hilfsbereiten Zollagenten aus Chile wird aber klar, dass der chilenische Zoll, anders als die Behörden in anderen südamerikanischen Ländern, normalerweise nicht so extrem streng ist. Delphine liest sich auch noch genauer in die Zollbestimmungen ein und berechnet die für uns voraussichtlich fällige Strafe für die Überziehung. Das sind zum einen ca. 60 Euro die fix sind und dann ein größerer Batzen, der von der Zeit der Überziehung und dem geschätzten Wert des Fahrzeuges abhängt. Wir bekommen auch vom Zoll in Punta Arenas noch die Info, das der zweite Teil der Strafe, der bis zu 2000 Euro betragen könnte, vom obersten Zolldirektor der Region verringert oder sogar erlassen werden kann. Ok, also müssen wir mit bis zu 2000 Euro Strafe rechnen und sicherlich nochmal einiges an Geld und Arbeit was wir in Pedro investieren müssen um ihn wieder fahrtüchtig zu machen. Wir haben keine Ahnung ob Victor sich ein bisschen um das Fahrzeug gekümmert hat. Ab und an den Reifendruck kontrolliert, den Motor mal laufen lässt und die Luftfederung nachgefüllt hat. Auf Nachfrage erhält Delphine regelmäßig ein „no problemo“, er wird bei Gelegenheit mal nachsehen. Aber wann die Gelegenheit ist wissen wir nicht. Tja, andere Länder, andere Sitten.

Durch das ganze hin und her fassen wir den Entschluss noch in diesem Jahr, also 2022 nach Chile zurück zu reisen. Im Juli werden die Jobs, die wir erst vor einem Jahr wieder angefangen haben erneut gekündigt, die Wohnung wird zur Vermietung inseriert und wir beschäftigen uns wieder intensiver mit der Reise. Ich krame meine langen Listen mit Ausrüstungsgegenständen hervor, die wir noch für Pedro benötigen. Nach der langen Suche nach Materialien zum Reparieren unserer Dusche in Punta Arenas wissen wir ja, wie schwierig es ist speziellere technische Materialien in Südamerika aufzutreiben, die man bei uns sehr einfach kaufen kann. Dinge wie guter Klebstoff, Dichtmaterial für die Fenster in Pedro, diverse Kabel, Gasschläuche und auch zwei Camping-Weingläser aus robustem Kunststoff für den guten chilenischen Wein stehen auf der Liste, die ich noch in Punta Arena angefertigt hatte. Im August wird dann der Flug gebucht. Wir arbeiten beide noch bis Ende Oktober, der Abflug ist dann am 30ten November 2022. Endlich geht es also zurück zu Pedro.

Zurück zu Pedro

Ab Anfang November sind wir also wieder mal ohne Jobs. Diesmal fühlt es sich nicht ganz so komisch an den sicheren Job aufzugeben wie vor knapp drei Jahren. Aber natürlich kommt trotzdem ein etwas unsicheres Gefühl auf wenn man nicht mehr so genau weiß, wie es die nächsten Monate und auch Jahre weitergehen wird. Doch das ist ja auch genau das, was wir wollten. Keine konkreten Pläne, sondern die Freiheit immer neu zu entscheiden, was wir als nächstes unternehmen wollen. Doch bevor es losgeht gibt es noch viel zu tun. Ich habe eine ganze Menge Dinge im Haus in Weyarn zu tun um es für die Dauer unserer Reise möglichst auf Vordermann zu bringen. Wir müssen unsere Wohnung komplett räumen, um sie Ende November an unsere Mieterin zu übergeben. Und nebenbei müssen wir noch viele Kleinigkeiten für die Reise besorgen und erledigen.

Abends sind wir oft bei Freunden zu Besuch oder haben selbst noch Besuch um uns von unseren Freunden zu verabschieden. Beim letzten Mal haben wir eine Abschiedsparty mit über 50 Gästen gemacht, aber das war uns diesmal zu stressig. Bei einzelnen Treffen mit wenigen Leuten kann man einfach doch ein bisschen mehr erzählen als wenn an einem Abend 50 Leute gleichzeitig Adios sagen wollen.

So vergeht der November sehr schnell und der Abflugtermin rückt näher. Einige der Aufgaben die ich noch auf meiner ToDo Liste habe fallen am Ende einer ordentlichen Erkältung zum Opfer, die mich zwei Tage vor dem Abflug noch packt. Egal, die muss ich dann im chilenischen Sommer auskurieren.

Die letzten zwei Tage wird vor allem gepackt, wieder ausgepackt, wieder gewogen und überlegt was nun wirklich mit soll und was nicht. Wir hatten auf der Rückreise von Punta Arenas nur ein paar Klamotten, Isomatten und Sommerschlafsäcke für die evtl. sehr langen Aufenthalte auf diversen Flughäfen und vor allem unsere Gleitschirme wieder mit nach Deutschland genommen. Genau diese Sachen nehmen wir natürlich auch mit zurück. Aber dazu kommen noch die oben bereits erwähnten vielen Kleinigkeiten die wir zusätzlich noch mitnehmen wollen und so haben wir am Ende statt zwei Gepäckstücken nun eben drei große Gepäckstücke zum Aufgeben. Was das kostet, kann uns die Fluggesellschaft nicht sagen. Vorher online buchen klappt auch nicht. Wir hoffen einfach mal, dass das nicht zu teuer wird.

Und dann ist es so weit. Wir verabschieden uns in Weyarn von unseren Katzen, denen das ziemlich egal ist und meine Mama und meine Schwester bringen uns zum Bahnhof nach Darching.

In München gehen wir direkt zum Schalter und geben unser Gepäck auf. Der sehr nette Mann am Schalter wiegt unsere drei Gepäckstücke, schickt sie auf das Förderband und tippt ein wenig in seinem Computer. Dann sagt er, dass er keinen Preis für unser Zusatzgepäck angegeben bekommt, also würde es wohl nichts kosten. Zumindest nicht für die Strecke bis Santiago, weil bis dahin kann er es direkt aufgeben. Wir akzeptieren den Preis gerne und freuen uns, dass unser Gepäck schon mal weg ist.

Und dann geht es also endlich los. Mit dem Moment wo das Gepäck unterwegs ist und alles passt fällt auch immer mehr die Spannung ab. Jetzt müssen wir einfach nur noch viele Stunden in diversen Flugzeugen sitzen und dann sind wir wieder in Chile.

Die Flüge vergehen dank diverser Filme, lesen und schlafen, oder besser gesagt vor sich in dösen, relativ schnell. In Madrid ist der Umstieg etwas stressig, weil wir in 45 Minuten von einem Ende des Flughafens zum anderen müssen. Vor dem Anflug auf Santiago geht die Sonne auf und beim Flug über die Anden sehen wir einige der hohen Berge der Anden. Wenn ich es richtig erkannt habe, können wir sogar den Aconcagua sehen, den mit fast siebentausend Metern höchsten Berg der Anden. Wir haben keine konkreten Pläne, welche Berge wir besteigen möchten, aber reizvoll wäre es natürlich schon diesen Riesen auch mal zu erklimmen. Aber erstmal werden wir uns mit den niedrigen aber windreichen Bergen Patagoniens beschäftigen.

In Santiago müssen wir unser Gepäck abholen und wieder neu aufgeben. Meine beiden Gepäckstücke sind mit einer dicken Markierung vom Zoll versehen. Wir sollen zum Zoll gehen und uns dort melden. Haben die mich jetzt als Schmuggler in ihrer Datenbank? Schließlich gelte ich ja als Schmuggler, weil Pedro seit mehr als einem halben Jahr illegal in Chile steht. Das Ganze ist aber schnell geklärt. Ob ich ein Profifotograf bin möchte der Zollbeamte wissen. Nein nein, das ist nur ein etwas übertriebenes Hobby. Diese Aussage reicht ihm uns eine schöne Reise zu wünschen und weiter zu schicken. Naja, im Gepäck sind tatsächlich drei DSLR Kameras und diverse Objektive, Akkus, Stative… Irgendwie müssen ja die vielen Gepäckstücke voll werden. Also geben wir unser Gepäck erneut auf, wieder ohne Zusatzkosten für das dritte Gepäckstück und warten.

Nach einigen Stunden Wartezeit in der heißen Sommersonne in Santiago geht es dann zum letzten Flug nach Punta Arenas. Während des Fluges haben wir schöne Ausblicke auf einige der beeindruckenden Vulkane im Norden von Chile. Patagonien liegt leider unter einer dichten Wolkendecke. Erst im Anflug auf Punta Arenas gibt es ein paar schöne Ausblicke auf die Gegend um den Flughafen und die für ihre Kolonie von Magellanpinguinen bekannte Isla Magdalena. Nachdem wir unser Gepäck wieder zurückhaben gehen wir raus und freuen uns sehr Victor wieder zu treffen. Vor mehr als zweieinhalb Jahren hat er uns hier abgeliefert und jetzt sind wir endlich wieder da und er bringt uns direkt zu Pedro.

Nach all dem Warten und Bangen wie die Reise weitergeht ist es für uns ein sehr emotionaler Moment als wir wieder durch das Tor in den vertrauten Hof von Victor fahren und schon beim reinfahren Pedro hinten stehen sehen.

Wir steigen aus und stehen endlich wieder vor unserem Camper. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber wir haben so viel Arbeit in dieses Auto gesteckt und sind so gerne damit gereist, dass es schon hart war ihn auf unbestimmte Zeit einfach stehen zu lassen. Dazu kam noch der ganze Stress mit dem Zoll und wir wussten überhaupt nicht in welchem Zustand er ist. Geht die Starterbatterie noch? Funktioniert die ganze Elektrik mit der Solaranlage und der großen Batterie für den Wohnbereich noch? Ist die Luftfederung an der Hinterachse noch dicht? Diese und viele andere Fragen haben wir uns die letzten Monate gestellt und auch teilweise an Victor weitergegeben, aber Antworten haben wir kaum bekommen. Und jetzt stehen wir vor dem Auto. Es sieht alles super aus. Von außen ist kaum mehr Rost zu sehen als er vor drei Jahren schon hatte. Delphine schließt ihn auf um ihn umzuparken. Und siehe da, er springt auch sofort an. Danach inspizieren wir erstmal den Innenraum. Also genau genommen müssen erstmal unsere Räder raus, weil man den Innenraum sonst kaum betreten kann. Wir stellen also die Räder auf den Hof und können dann erstmal innen reinschauen. Und das sieht alles, ganz unspektakulär, genauso aus wie wir es verlassen haben. Keine Tiere drin, kein Wasser, nur minimal Schimmel an einer Jacke von Delphine. Die Luftfederung hinten hat genug Druck, weil Victor sie gestern dann doch noch einmal nachgefüllt hat. Und die Elektrik läuft, nachdem ich den Hauptschalter wieder angemacht habe, auch einwandfrei. Wenn jetzt noch die Fahrzeugtechnik in Ordnung ist können wir ja bald wieder los. Doch Moment, da war ja noch das Thema mit dem Zoll. Victor hat vor unserer Reise beim Zoll sozusagen offiziell die Stellvertretung für mich als Fahrzeughalter übernommen, dass würde er gerne möglichst bald rückgängig machen, weil er am Wochenende auf dem Land ist und am Sonntagabend nach Santiago fliegt. Also werden wir gleich morgen, Freitag, in der Früh gemeinsam zum Zoll fahren und im Idealfall auch gleich das Thema mit der Überziehung von Pedros Aufenthaltsgenehmigung klären. Doch zuerst mal will Victor mit uns ein Bier in seinem großen Wohnmobil trinken. Also lassen wir alles liegen wie es ist und stoßen auf unsere Rückkehr an. Es gibt ja auch eine Menge zu erzählen. Victor ist letztes Jahr im Winter schwer an Corona erkrankt. Er war zwei Wochen im Krankenhaus im Koma und es war nicht sicher, ob er es überleben wird. Danach hat sich sein Blick auf das Leben etwas verändert meint er. Später kommt noch Anita, Victors Frau dazu und wir erzählen noch eine ganze Weile bevor wir dann unser Bett in Pedro herrichten und schlafen gehen. Wir sind sehr gespannt, was morgen beim Zoll auf uns zukommt und natürlich auch ein bisschen nervös.

Am Freitagmorgen fahren wir dann mit Victor zum Zoll in der Zona Franka von Punta Arenas. Die Abwicklung von Victors „Stellvertretung“ für mich ist relativ schnell erledigt. Aber das eigentlich spannende Thema, nämlich wie wir nun weiter legal mit Pedro reisen können kann uns die Dame hier erstmal auch nicht sagen. Sie schickt uns zu ihren Kollegen in der Stadt. Also fahren wir zurück in die Stadt, wo ein weiteres Zollamt ist. Der Beamte kennt Victor und der erklärt ihm schon mal unser Problem. Er schaut sich unsere Unterlagen an und meint, das wäre eher ein Thema für seine Kollegen in der Zona Franka. Aha. Ich würde ja gerne ohne Vorurteile über die Beamten hier und genauso auch bei uns in Deutschland bleiben, aber das fällt mir bei solchen Aussagen schon etwas schwer. Wir erklären dem Herrn, dass wir bereits von seinen Kollegen in der Zona Franka kommen. Er sieht sich nochmal alles an, bittet uns erstmal Platz zu nehmen und zu warten und verschwindet mit unseren Unterlagen. Und wir sitzen da und stellen uns auf eine langwierige und nervige Prozedur ein.

Doch unser Beamter möchte wohl mit meinen Vorurteilen gewaltig aufräumen. Nach ca. 15 Minuten kommt er zurück und gibt uns eine Rechnung über 67.000 CLP, ca. 80 Euro. Wir sollen das Geld bei der Bank einzahlen und uns die Zahlung bestätigen lassen. Bei der Ausreise aus Chile müssen wir dann das Papier vorzeigen und alles ist gut. Wie? Das soll es gewesen sein? Delphine fragt nochmal genau nach ob das wirklich alles war und bis wann wir denn Zeit haben um das Land zu verlassen. Ja, das war alles und wann wir aus Chile ausreisen ist jetzt scheinbar auch egal. Uns fällt ein ziemlich großer Felsbrocken vom Herzen. Da haben wir uns monatelang Sorgen gemacht wie sich das alles lösen lässt und Delphine hat viele Telefonate geführt und Emails geschrieben ohne eine klare Aussage zu bekommen und jetzt geht alles so einfach. Wir können unser Glück noch nicht so ganz fassen, aber scheinbar war das wirklich alles. Wir dürfen jetzt wieder ganz legal mit Pedro durch Chile und auch über die Grenze nach Argentinien fahren.

Wir beschließen, auf dem Weg nach Puerto Natales und zum Torres del Paine Nationalpark wo wir als nächstes hinfahren möchten, einen Abstecher nach Argentinien zu machen. Das ist ein Umweg von ca. 20 km, wir können für etwa den halben Preis dort tanken und danach wieder ganz normal nach Chile einreisen. Wenn das alles klappt, wissen wir sicher, dass wir mit dem chilenischen Zoll keine Probleme bekommen werden. Später auf der Reise hören wir übrigens auch von anderen Reisenden in Bolivien denen es nicht so gut wie uns erging. Sie sind auf der Suche nach einem Anwalt, der ihnen hilft ihren Camper wieder vom bolivianischen Zoll zurück zu bekommen der ihn auf Grund ihrer langen Abwesenheit beschlagnahmt hat. Alles in allem hatten wir offensichtlich Glück im Unglück, dass wir in Punta Arenas und auf dem Hof bei Victor waren als uns Corona zur Heimreise gezwungen hat. Es hätte deutlich schlechter kommen können.

Gestern Abend hat Victor noch erzählt, dass er am Wochenende wieder mal „Al Campo“ ist mit seinen Wohnmobilfreunden. Also draußen auf dem Land ca. 10 km von Punta Arenas. Das klingt gut. Delphine meint spontan, da kommen wir mit.

Da wir erst am Samstag fahren wollen um noch ein paar Sachen zu erledigen und ein paar kleine Reparaturen an Pedro zu machen gibt Victor seinem Freund Fernando Bescheid, dass er uns den Weg zeigt, wenn er am Samstag mit seinem Wohnmobil, das auch bei uns am Parkplatz steht, aufs Land fährt.

Al Campo

Am Samstag gegen Mittag kommt also Fernando auf den Parkplatz gefahren. Er und seine Frau machen ihr Wohnmobil startklar und dann geht’s los. Nach so langer Zeit fahren wir endlich mal wieder mit Pedro durch die Gegend. Es geht aus Punta Arenas heraus Richtung Süden und dann bald über einen Feldweg in die Hügellandschaft außerhalb von Punta Arenas. Nach einigen Kilometern geht es durch ein abgesperrtes Tor. Früher war hier wohl alles offen, aber leider gibt es immer mehr Leute, die am Wochenende in die Natur wollen, aber sich nicht darum kümmern wie man sich das verhält und vor alle überall ihrem Müll lassen. Das Problem gibt es offensichtlich überall.

Aber dank Fernando kommen wir hier durch und fahren noch ein ganzes Stück weiter in die Hügel bis wir am Ende auf einer schönen Lichtung landen, wo neben Victors sehr großem Wohnmobil bereits ein noch viel Größeres steht. Es gehört Victors Freund Jorge wie wir später erfahren und hat eher die Optik eines ausgebauten Reisebusses als eines bei uns üblichen Wohnmobils. Das sie über die holprigen Wege mit diesen großen Fahrzeugen hierher kommen erstaunt uns. Bei uns würden viele schon behaupten, man bräuchte Allrad und am besten einen Geländewagen oder SUV um so ein Gelände zu befahren. Naja, unser Pedro mit seinen 100 PS auf 3,5 Tonnen hat es auch mit zwei Rädern Antrieb gut hierhergeschafft.

Als wir unten ankommen und uns einen schönen Platz für Pedro gesucht haben sind schon ca. 15 Leute da. Victor ist gerade gemeinsam mit Jorge mit dem Quad losgefahren um Holz zu holen. Sie kommen kurze Zeit nach uns mit einem ganzen Hänger voller Holz an. Damit wird erstmal das Feuer so richtig eingeschürt um später genug Glut zum Grillen zu haben.

Wir haben uns zwei schöne Stücke Rindfleisch in Punta Arenas besorgt und zwei Flaschen Wein. Der Wein ist bei der Gesellschaft willkommen, aber unser Fleisch sollen wir erstmal im Kühlschrank lassen. Jorge hat zur Feier seines Geburtstags ein Lamm besorgt. Das wird später zerteilt und auf einem großen Grill bei niedriger Temperatur lange gegart und schmeckt dann sehr lecker. Davor gibt es verschiedene Empanadas, Kuchen und Kekse. Alles durcheinander. Jeder hat etwas mitgebracht und bietet es an. Delphine hat gestern Abend extra noch ihr berühmte Mousse au Chocolat gemacht und stellt es auch auf den Tisch. Victor will leider nicht davon probieren. Er will nicht zu viel Zucker essen meint er und schenkt sich ein großes Glas Fanta ein. Tja, man muss eben Prioritäten setzen. Auch mein Vorsatz auf Grund meiner immer noch sehr nervigen Erkältung keinen Alkohol zu trinken wird schnell zunichtegemacht als mir Fernando ein Bier in die Hand drückt und zuprostet. Na gut, dann erhole ich mich halt morgen.

Wir lernen nach und nach die ganze Gesellschaft kennen. Es sind alles Freunde von Victor die er zum Teil schon seit seiner Kindheit kennt Vor allem Jorge ist sehr interessiert am Leben in Deutschland und fragt Delphine viel dazu. Aber auch alle anderen sind sehr interessiert an uns und unserer Reise und wir fühlen uns sehr wohl in der Runde.

Nach dem Essen fährt Martin, Jorges Sohn, sein Auto näher ans Feuer und macht Musik an. Wir lernen die chilenischen Pop-Hits der letzten Jahrzehnte kennen. Es wird am Feuer getanzt und gefeiert. Victors Eltern sind auch da. Wir hatten sie bei unserem letzten Aufenthalt in Punta Arenas schon etwas kennen gelernt, aber da waren sie auf Grund der gerade aufkommenden Pandemie sehr zurückhaltend und auf Abstand bedacht. Davon ist jetzt nichts mehr übrig. Victors 73-jährige Mutter ist bei der Party voll dabei und tanzt zu den Hits am Feuer.

Ich muss mich dann doch irgendwann mal verabschieden und schlafen gehen, aber die Party ist da noch lange nicht zu Ende.

Am nächsten Tag gegen Mittag gibt’s zum Katerfrühstück erstmal eine schöne dicke Hühnerbrühe mit viel Gemüse. Genau das richtige gegen meine Erkältung. Das Feuer brennt auch schon wieder, oder immer noch und alle sitzen wieder rum und Essen und Trinken zum Teil wieder Alkohol. Auf Dauer würde ich das Leben hier glaube ich gesundheitlich nicht packen.

Victor und Anita fahren gegen Mittag zurück nach Punta Arenas. Sie fliegen ja heute noch für zwei Wochen nach Santiago, aber die andren bleiben noch länger und so beschließen wir auch erst später, gemeinsam mit Fernando wieder nach Punta Arenas zurück zu fahren.

Als es am Nachmittag so richtig stark zu regnen anfängt wird die Party in das Wohnmobil von Jorge verlegt. Hier gibt es nicht nur eine vollwertige Einbauküche mit Sitzecke am großen Tisch, sondern auch ein großes Sofa für vier Personen und weitere Sitzplätze. In Pedro kann man maximal zu viert sitzen. Und das ist dann schon sehr gemütlich. Hier sind wir zu acht und es wäre ganz leicht noch Platz für mehr Leute.

Wir erzählen noch eine Weile und erfahren einiges von Fernando und Jorge über ihre Wohnmobile die sie sie mit Hilfe von Victor aus den USA importiert haben und über ihre Jobs in der chilenischen Landwirtschaft. Unter der Woche sind sie als Angestellte in großen Viehbetrieben ca. 100 km von Punta Arenas entfernt tätig und wohnen dort auch mit ihren Familien. Am Wochenende geht’s dann mit den Wohnmobilen aufs Land.

So sieht es also aus, wenn Victor sagt er ist am Wochenende „Al Campo“.

Auf in den Süden

Am Montag früh sind wir mit einem Mechaniker verabredet den uns Victor am Samstag schon mal vorbei geschickt hat. Er soll sich Pedro nochmal genauer ansehen, dabei gleich einen Ölwechsel machen und wenn nötig den Dieselfilter und vor allem den eventuell nicht mehr ganz guten Diesel tauschen. Nach fast drei Jahren kann der Diesel von der sogenannten Dieselpest befallen sein. Das kann zur Bildung von Schleim und zum Absetzen von Wasser führen, das dann den Filter verstopft und im Zweifelsfall zum Stillstand irgendwo in der Pampa führt. Wir haben zwar einen Ersatz für den Dieselfilter und auch für den Ölfilter dabei, wollen den aber lieber aufheben, wenn wir wirklich mal ein Problem in der Pampa haben. Und den Diesel selbst rauspumpen könnten wir zwar irgendwie, ich wüsste aber nicht wohin damit.

Der Mechaniker fährt mit uns in eine Werkstatt in der er eigentlich nur die Teile besorgen wollte, erklärt uns dann aber, dass die hier auch gleich alle Arbeiten machen. Vor zwei Tagen meinte er noch, dass er das direkt auf Victors Hof machen würde. Egal, Hauptsache es wird erledigt. Nach dem Ausbau des Dieselfilters ist schon mal klar, dass der Diesel wohl noch in Ordnung ist. Sonst hätten wir nach den bereits gefahrenen Kilometern auf jeden Fall schon was von dem schleimigen Zeug im Filter. Super, dann können der Diesel und der Filter in Pedro bleiben. Der Rest von Pedro ist wohl augenscheinlich auch in Ordnung und so wird am Ende nur ein Ölwechsel gemacht und der Filter getauscht und Pedro ist bereit für die große Reise.

Wir aber nicht. Bevor es richtig losgeht in Richtung Norden wollen wir uns noch die Gegend um den Faro San Isidro etwas 60 km südlich von Punta Arenas ansehen und außerdem möchte ich auch diese blöde Erkältung langsam mal loswerden. Also fahren wir am nächsten Tag los und sind nach gut zwei Stunden Fahrt in an einem sehr schönen Küstenstreifen an der Magellanstraße mit langen Kiesstränden und schönen Wäldern dahinter. Wir fahren am einem schönen Fluss, dem Rio Santa Maria vorbei und sehen danach einige schöne Übernachtungsplätze auf denen teilweise auch schon Zelte und andere Camper stehen. Wir fahren noch bis zum Ende der Straße von wo aus wir morgen einen längeren Strandspaziergang zum Faro San Isidro machen wollen. Außerdem geht von hier noch eine kleine Bergtour zum Monte Tarn los, die wir auch sehr spannend fänden. Wenn doch nur diese blöde Erkältung mal langsam wegginge. Immerhin sind wir jetzt im Sommer, die Sonne scheint schön warm und der Wind… Jaja, der Wind. Ein ewiger Begleiter in Patagonien. Und oft haben wir trotz Sommerwetter eben eher das an, was man bei uns im Winter trägt. Dicke Jacken und Mütze.

Trotzdem genießen wir die Sonne und am nächsten Tag geht’s dann auf zum Faro. Wir wollen den Spaziergang etwas abkürzen und fahren erstmal mit den Rädern los. Aber der schöne Fußweg endet schon nach ein paar hundert Metern am Kiesstrand und wir müssen dann doch per Pedes weiter. Das ist allerdings ein bisschen mühseliger als gedacht, weil die Wanderung einfach über gut 6 km immer durch den weichen Kies geht. Trotzdem genießen wir die Ausblicke über die Magellanstraße auf die Berge der Isla Dawson und können im Hintergrund auch den schneebedeckten Monte Sarmiento auf Feuerland erkennen. Unterwegs sehen wir außerdem einige Canquen Colorado, eine Art Ente, die hier noch in etwas größeren Beständen anzutreffen ist, sonst aber wohl schon ziemlich dezimiert wurde. Vom Canquen Comun, dem normalen Canquen unterscheidet sie sich durch den roten Hals. Was wir leider gar nicht zu sehen bekommen sind Delfine, die hier eigentlich auch oft unterwegs sind.

Nachdem der Ausflug zum Faro ganz gut ging und ich langsam das Gefühl habe wieder fitter zu werden, beschließen wir noch einen Tag hier zu pausieren und dann auf den Monte Tarn zu gehen. Das ist mit gerade mal 850 Höhenmetern keine sehr große Tour, aber zum einen zieht sie sich ganz schön weit ins Hinterland und dann ist da eben wieder dieser Wind. Die Tour ist aber super abwechslungsreich. Unten geht es durch einen dichten Urwald der bis zum Boden dicht mit allen möglichen grünen Pflanzen bewachsen ist. Dazwischen kommen offenere Bereiche mit Büschen, Moos und einzelnen sehr wild gewachsenen Bäumen. Später geht es dann durch den Bosque lento. Den langsamen Wald. Der hat seinen Namen mit vollem Recht, es geht nämlich kreuz und quer über, zwischen und unter diversen Baumstämmen und Ästen hindurch. Der Weg ist zwar gut zu finden, aber tatsächlich kommt man nur langsam voran.

Die letzten ca. 250 Höhenmeter sind dann aber nur noch Schutt und Geröll und relativ steil. Ein paar Wanderer die uns entgegenkommen meinen, es wäre noch eineinhalb bis zwei Stunden zum Gipfel, was wir kaum glauben können. Und tatsächlich, das ist endlich wieder mehr unser Gelände. Hier sind wir schnell oben und bald kurz unterhalb des Gipfels. Damit allerdings auch im Wind, der uns hier oben seine Kraft zum ersten Mal so richtig zeigt. Man muss auch beim Gehen durchaus Kraft aufwenden um dagegen anzukommen Das kennen wir bei uns bestenfalls beim Radfahren oder vielleicht mal im Winter auf Skitour, aber nicht auf 830 m über dem Meer. Aber letztlich sind wir oben und genießen den Rundumblick über einen sehr großen Teil der Magellanstraße. Hier also ist dieser Magellan bei der ersten geglückten Umrundung der Erde mit seinen Schiffen durchgefahren. Also nicht einfach durch. Sie sind immer wieder in alle möglichen Buchten gefahren um zu sehen wo es weitergeht. Einfach auf den Monte Tarn wandern ging damals nicht Da haben die Wanderwege gefehlt und der Berg wurde erst mehr als hundert Jahre später zum ersten Mal bestiegen. Wir haben es da etwas leichter. Runter sind wir relativ schnell wieder und langsam auch soweit, unsere Reise jetzt so richtig fortzusetzen. Davor müssen wir aber nochmal einen Stop in Punta Arenas zum Einkaufen und zum Wasser füllen bei Victor im Hof und dann geht es richtig los.

Und jetzt geht´s richtig los

Als wir den Hof von Victor zum letzten Mal verlassen sind unsere Gefühle etwas zwiegespalten. Der Hof ist alles andere als schön oder gemütlich, aber wir haben hier eine Menge erlebt und viele sehr nette Leute kennen gelernt. Gleichzeitig ist dies aber auch der Start zum zweiten Teil unserer Reise. Jetzt wollen wir endlich in Richtung Norden aufbrechen wo die Anden nach und nach immer höher werden. Unser nächstes Ziel dabei ist Puerto Natales. Hier wollen wir versuchen unseren Ausflug in den Torres del Paine Nationalpark zu organisieren. Doch davor wollen wir ja auch noch über die Grenze nach Argentinien um dann wieder erneut mit Pedro in Chile einzureisen und unsere Vergangenheit als „Schmuggler“ endgültig hinter uns zu lassen. Oder anders gesagt, wir wollen sicher gehen, dass die Aus- und die Wiedereinreise mit Pedro beim chilenischen Zoll tatsächlich so unkompliziert von statten geht wie es uns der Beamte in Punta Arenas erklärt hat.

Also fahren wir kurz vor Puerto Natales nach Norden über den Passo Dorotea nach Argentinien. Wir parken Pedro vor dem Grenzübergang und gehen mit allen Papieren die wir mit der Zeit vom Zoll so angesammelt haben in das Gebäude. Zuerst die Passkontrolle von uns. Routine, wie sind ja erst vor zehn Tage eingereist. Dann geht es zum Zollschalter. Wir geben dem Mann vom Zoll den Fahrzeugbrief, das TITV – Pedros Visum was vor fast drei Jahren ausgestellt wurde und längst abgelaufen ist – und die Bestätigung über die Zahlung der Strafe. Nach ein paar Minuten knallen diverse Stempel erst auf die Stempelkissen und dann auf diverse Papiere und wir dürfen gehen. Alles erledigt. Delphine fragt vorsichtshalber nochmal nach, ob wir auch gleich nachher wieder einreisen können. Si, claro. Kein Problem. Das machen schließlich viele Chilenen genauso wenn sie mal eben nach Argentinien zum Tanken fahren.

Wir gehen zurück zu Pedro und fahren über die Grenze. Danach die üblichen Einreiseformalitäten an der argentinischen Grenze und dann sind wir mal wieder in Argentinien. Wir fahren noch die paar Kilometer nach Rio Turbio, tanken Pedro einmal voll und fahren wieder zurück. Innerhalb des Schengen Raumes ist ja nichts dabei mal eben über eine Grenze und zurück zu fahren, aber hier, mit all den Kontrollen, ist das ganze dann doch noch ein richtiges Event. Also alles nochmal. Die Kontrolle in Argentinien zur Ausreise, die erneute Einreise in Chile mit dem offiziellen Nachweis, das Pedro, genau wie wir, von nun an wieder 90 Tage ganz regulär in Chile sein darf und dann noch die Lebensmittelkontrolle. An der Grenze zwischen Chile und Argentinien sind alle möglichen Arten von frischen Lebensmitteln vom Grenzverkehr streng ausgenommen. Kein Obst, kein Gemüse, kein Honig und auch kein Fleisch darf über die Grenze. Die argentinischen Grenzer nehmen es meistens nicht so genau mit der Kontrolle, aber die chilenischen Kollegen sind da schon recht genau. Dann kommt meistens ein Beamter mit in unsere Küche und möchte wissen was wir alles haben das nicht drüber darf. Irgendwas gibt’s fast immer was man dann dalassen muss. An manchen Übergängen wird wohl sogar mit Hunden gesucht. Wir hatten diesmal zwei Knollen Knoblauch übersehen die uns die nette Grenzerin leider wegnehmen muss. Naja, es gibt schlimmeres.

Und dann geht es wieder zurück nach Chile. Wir sind froh, jetzt endlich alle Unsicherheiten im Bezug auf Pedro hinter uns zu lassen und uns wieder im Rahmen der üblichen Gesetze frei im Land bewegen zu können.

Am späten Nachmittag sind wir dann in Puerto Natales, schauen uns noch ein bisschen die Uferpromenade an und suchen uns dann einen Platz zum Übernachten am Strand etwas außerhalb der Stadt.

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