Buenos Aires und Uruguay

Buenos Aires und Uruguay

Fischerboote in Punta Diablo

Buenos Aires

Für uns beginnt die Reise dann endgültig am 13.01.20 mit dem Flug nach Buenos Aires. Die Stadt begrüßt uns mit schönstem Sommerwetter und ich hole mir trotz Sonnencreme auch gleich mal einen Sonnenbrand. Wir besichtigen einige der Stadtviertel um das Zentrum und genießen das warme Sommerwetter. Was uns sehr überrascht sind die viele Grünflächen und schönen Parkanlagen in der Stadt. Zwischen den verschiedenen Besichtigungen gehen wir immer mal wieder in einen der Parks zum Entspannen.

Im Stadtteil La Recoleta, neben dem gleichnamigen bekannten Friedhof, sehen wir einige Ausstellungen lokaler Künstler, Hip-Hop Tänzer beim Training und viele Leute die hier einfach ihre Zeit verbringen. Danach spazieren wir über den berühmten Friedhof auf dem unter anderem das Grab von Evita Perón liegt. Ebenfalls im Stadtteil La Recoleta befindet sich ein ehemaliges Theater von 1920, welches in den Buchladen El Ateneo umgebaut wurde. Die Struktur des Theaters ist dabei weitgehend erhalten. Man kann von den oberen Rängen auf die ehemalige Bühne schauen wo inzwischen ein Cafe zu finden ist. Und natürlich darf auch La Boca nicht fehlen. Das Viertel mit den vielen bunten Häusern und dem Fußballclub Boca Juniors dem unter anderem der Nationalheld Diego Maradona angehört hat. Und auch das benachbarte San Telmo lädt zum gemütlichen durchschlendern ein.

Natürlich kann man in Buenos Aires auch den Tango nicht einfach übergehen. Zwischen Argentinien und Uruguay gibt es einen alten Streit, wer denn nun den Tango erfunden hat. Das können, bzw. wollen wir zwar nicht klären, aber in Buenos Aires verfolgt einen als Tourist der Tango tatsächlich auf Schritt und Tritt. Überall werden abendliche Tangoveranstaltungen wahlweise mit vorausgehendem Tanzkurs oder einem mehr gängigem Menü angeboten und wir sehen auch im Hafen einige Tänzer die vor einer Bar für Touristen tanzen. Später beobachten wir zufällig auch noch eine Fotosession mi einem Paar das für die Kamera auf den Straßen von Buenos Aires posiert. Ich nutze die Gelegenheit gleich für ein paar eigenen Fotos. An unserem letzten Abend gehen wir dann noch in einen Park in dem sich Abends die Stadtbewohner zum Tango tanzen im Freien treffen. Das ganze ist zwar nicht so schick uns stilvoll wie man es sich vielleicht vorstellt, aber dafür ist dort eine bunte Mischung aus Leuten aller Altersklassen die sich treffen um auf einer überdachten Bühne gemeinsam zu tanzen.

Montevideo

Nach einigen Tagen nehmen wir die Fähre über den Rio de la Plata in das mehr oder weniger gegenüber liegende Montevideo. Damit verlassen wir Argentinien zunächst auch und sind jetzt in Uruguay. In Montevideo treffen wir Andrea. Sie lebt hier seit einigen Jahren und arbeitet als Schauspiellehrerin in verschiedenen Theatergruppen. Sie zeigt uns die Stadt von einem der höchsten Gebäude aus und erzählt uns einiges über das Leben hier.

Danach sind wir zunächst auf eigene Faust unterwegs in der Stadt um uns am Abend wieder mit Andrea zu treffen. In einem Kulturzentrum am Hafen sehen wir einige Murgas. Diese Gruppen von je 17 Leuten, führen während des Karnevals ihre mit Kritik an Gesellschaft und Politik gespickten Lieder auf. Jede Gruppe hat ca. 15 min um einige ihrer Stücke darzubieten. Auch wenn ich kaum etwas davon verstehe, ist es sehr spannend die Murgas zu hören. Zumal viele der Gruppen sehr gute Sänger/Innen haben und auch musikalisch sehr interessant sind.

Am nächsten Tag, es ist Sonntag, erkunden wir die Stadt noch ein bisschen auf unseren geliehenen Rädern und sind am Abend noch bei Freunden von Andrea zum Essen eingeladen. Die beiden leben etwas außerhalb vom Zentrum was uns eine spannende Radtour quer durch das dunkle Montevideo beschert. Dafür haben wir einen sehr netten Abend mit Chorizo und interessanten Gesprächen. Die zwei sind  vor einigen Jahren von Kolumbien hierher gekommen, weil das Leben in Uruguay ruhiger und angenehmer ist als in Kolumbien. Nur der Kaffee hier ist leider schrecklich sagen sie. Und sie haben absolut Recht.

Am Montag kommt für uns der spannende Tag an dem wir Pedro wieder bekommen sollen. Im März 2019 ist ein Schiff der selben Reederei mit, unter anderem, 11 Wohnmobilen an Bord gesunken. Wir treffen später noch Markus, der leider auch davon betroffen war. Unser Schiff ist vor ein paar Tagen in Montevideo gewesen und wir wissen auch das Pedro schon hier ist. Soweit schon mal gut. Dann gibt es noch einige Geschichten von Autos die während der Überfahrt oder im Hafen aufgebrochen werden. Wir haben natürlich keine Kameras, Laptops oder ähnliches in Pedro, aber wer weiß, was ein potentieller Einbrecher alles gerne klauen möchte. Außerdem entsteht beim Aufbrechen natürlich auch ein zusätzlicher Schaden am Auto, der meist größer ist als der Verlust von geklauten Kleinigkeiten. Wir sind was das Thema Einbruch angeht auch beide ziemlich vorbelastet. Während unserer Pyrenäenreise im Oktober wurde Pedro in Frankreich an der Küste die Schiebetür aufgebrochen während wir am Strand waren. Der Einbrecher hat dabei Delphines komplette Fotoausrüstung mitgehen lassen. Später haben wir noch ein paar zusätzliche Schlösser an Pedros Türen angebracht.

Wir gehen also etwas aufgeregt zunächst in das Büro welche unserer Reederei vertritt und starten hier einen kleinen Behördenlauf, welcher dank Delphines sehr guten Spanischkenntnissen relativ zügig abläuft. Nach ein paar Stunden werden wir im Hafengelände durch eine große Frachthalle geführt und nachdem wir diese hinten verlassen stehen wir vor Pedro. Dieser ist sowohl auf den ersten, als auch auf den zweiten Blick unbeschädigt. Wir übernehmen ihn und dürfen nach einigem weiteren Behördenkram beim Zoll das Hafengelände mit Pedro verlassen.

Da wir den Camper zuhause so gepackt haben, dass er vor allem für die Überfahrt gut präpariert ist und potentielle Einbrecher nicht so einfach an die eher wertvollen Ausrüstungsgegenstände wie unsere Gleitschirme, Wander- und Hochtourenausrüstung oder unser Werkzeug gelangen, müssen wir noch einiges umbauen und umverteilen bevor wir richtig losfahren können. Unser Bett in Pedro ist auch erstmal noch von unseren beide Rädern belegt, die hier für die Überfahrt untergebracht waren. Unser Ziel ist deshalb zunächst der „UY-Storage“ in der Nähe von Montevideo. Hier können wir ein paar Tage stehen und in Ruhe alles umbauen und  vorbereiten.

Der UY-Storage ist eine Mischung aus Campingplatz, Werkstatt und Abstellplatz für Wohnmobilreisende welche ihre Reise für ein paar Monate pausieren möchten. Eine deutsche Familie die vor ein paar Jahren hierher ausgewandert ist betreibt das ganze. Hier treffen wir auch einige andere Overlander (also mit Wohnmobil oder ähnlichem über Land Reisende) und bekommen einige Tipps was wir evtl. anschauen sollten oder was wir an unserer Ausrüstung noch verbessern könnten.

Außerdem haben Flo und Alina, die bis vor ca. 6 Wochen mit ihrem Camper in Südamerika unterwegs waren, uns ihre US Gasflasche hier gelassen. Unsere eigene durften wir nicht mit verschiffen und so ist es für uns super komfortabel hier gleich eine volle Gasflasche zu bekommen, die auch relativ problemlos in ganz Südamerika gefüllt werden kann. Vielen Dank nochmal dafür.

Vor allem treffen wir aber einige sehr nette und interessante Reisende. Z.B. eine ca. 70 Jahre alte Frau aus Südafrika welche bis vor einem Jahr mit ihrem Mann hier unterwegs war und jetzt gekommen ist um ihr Auto wieder zurück nach Südafrika zu holen. Ihr Mann möchte nicht mehr so weit reisen, sie wollen aber noch einige Reisen in Südafrika und den benachbarten Ländern unternehmen. Oder ein niederländisches Pärchen, welches seit einigen Jahren immer wieder für ein paar Monate in Südamerika ist um mit ihrem ca. 40 Jahre alten Geländewagen mit aufklappbaren Dach den Kontinent zu bereisen. Markus, den ich vorhin schon mal erwähnt hatte, wollte eigentlich schon letztes Jahr im März seine Reise durch Südamerika starten, hat aber leider sein Fahrzeug und damit seinen gesamten Hausstand beim Untergang der Grande America verloren und musste alles wieder neu organisieren. Jetzt hat er einen großen Allrad LKW in dem er noch einige Jahre mit Frieda (seiner Hündin) um die Welt reisen möchte. Und dann sind da noch Walther und Christine aus München mit ihren beiden kleinen Töchtern. Auch sie sind in mehreren Etappen in Südamerika unterwegs und dazwischen immer wieder für sechs bis acht Wochen zuhause.

Uruguays Küste

Nachdem wir alle unsere Sachen in Pedro verstaut und den Radständer mit den Rädern hinten angebracht haben können wir endlich richtig los. Unser Ziel ist zwar der Süden von Argentinien und Chile und vor allem Patagonien, aber erstmal wollen wir noch für ein paar Tage in Uruguay bleiben und uns an der Küste ein bisschen von dem ganzen Vorbereitungsstress der letzten Wochen erholen und erst mal ankommen.

Wir fahren also in Richtung Norden in die Gegend um Punta Diablo und genießen die Sonne, den Strand und sehen uns ein bisschen die Umgebung an. Punta Diablo ist ein kleines Fischerdorf an der Küste mit einer witzigen Mischung aus Touristen, Fischern und Aussteigern die hier in den schönen bunten Häuschen leben und ihren selbstgemachten Schmuck an die Touristen verkaufen. Während der Zeit hier stehen wir mit Pedro etwas nördlich von Punta Diablo im Naturschutzgebiet Santa Teresa. Innerhalb des Nationalparks ist Camping erlaubt und viele Einheimische verbringen hier das Wochenende oder die Ferien mit Baden, Fischen und  natürlich dem auch hier allgegenwärtigem Assado. Es ist auch spannend, einfach durch den Park zu laufen und zu sehen wie die Leute hier campen. Viele sind in großen Gruppen da und haben sich ihre Lager für den ganzen Sommer eingerichtet. Und es gibt viele schöne alte VW Busse zu sehen. Bis 2013 Jahren wurde der T2 in Brasilien noch so wie bei uns vor 50 Jahren gebaut. Dem entsprechend sieht man hier noch viele von diesen durchaus hübschen Bussen.

Wir gehen schwimmen im Atlantik, versuchen unsere etwas schwächelnde Kondition durch morgendliche Läufe am Strand wieder aufzumotzen und machen kleinere Ausflüge in die Umgebung. Im Nationalpark gibt es außerdem eine Art Tierpark in dem einige Tiere in Käfigen gehalten werden, viele der einheimischen Tiere aber auch frei herumlaufen und fliegen. Wir bleiben lange bei einem Baum hängen der von vielen Kolibris angeflogen wird. Die winzigen Vögel sind faszinierend zu beobachten wie sie im Schwebeflug vor den Blüten stehenbleiben und den Nektar aus den Blüten zu trinken. Dabei bleiben sie meist aber nur ganz kurz stehen um dann ziemlich schnell wieder weiter zu fliegen. Wir versuchen über eine Stunde ein paar gute Fotos von den Tierchen zu machen bis uns der Hunger dann letztlich doch zum Abendessen nach Punta del Diablo treibt.

Die Kolibris sind ziemlich schnell und wendig in der Luft

Uruguay hat für Südamerikanische Verhältnisse sehr gute, meist asphaltierte Straßen. Wir kommen aber bei einem Ausflug in die Pampa auch zum ersten Mal mit den berüchtigten Schotterpisten mit ihren manchmal sehr hässlichen Wellenprofil in Kontakt. In Deutschland sind wir noch davon ausgegangen, dass unsere Stoßdämpfer noch ganz gut funktionieren, hier merken wir ziemlich schnell, dass auf der Vorderseite beim befahren der Wellblechpisten sehr unschöne Klopfgeräusche auftreten. Wir verschieben die Lösung des Problems aber zunächst auf das deutlich günstigere Argentinien.

Colonia Sacramento

Von Punta Diablo fahren wir wieder zurück nach Süden, um über die ehemalige Schmugglersiedlung Colonia Sacramento und die Stadt Frey Bentos wieder nach Argentinien zu kommen. Colonia Sacramento findet sich in jedem Reiseführer als Muss. Es ist zwar ein nettes Städtchen, aber das Zentrum der alten Schmugglersiedlung ist nur noch touristisch genutzt und wirkt auf uns nicht all zu interessant.

Wir entdecken aber einen kleine Laden mit schönem Zubehör zum Mate trinken. In Uruguay ist der Matetee mindestens genauso beliebt wie bei den Argentiniern. Hier läuft jeder zweite mit einer Matetasse in der Hand und einer Thermoskanne mit heißem Wasser unter dem Arm herum. Die Verkäuferin erklärt uns noch die korrekte Zubereitung und wir kaufen uns eine Tasse und eine Bombilla (der „Strohhalm“ zum Matetrinken) und üben uns die nächsten Tage immer wieder im Mate machen. Da sich der Kaffee hier ohnehin als kaum trinkbar erwiesen hat bevorzugen wir inzwischen statt dessen auch den Mate.

Frey Bentos

Bei Frey Bentos verläuft der Rio Uruguay,welcher zum einen der Namensgeber des Landes, zum anderen der Grenzfluss zwischen Uruguay und Argentinien ist. Wir besichtigen die unter Denkmalschutz stehenden Anlagen der ehemaligen Fleischkonserven Firma „Frey Bentos“ welche bis vor einigen Jahrzehnten ihre Konserven in die ganze Welt exportiert und unter anderem zur guten wirtschaftlichen Situation in Uruguay beigetragen hat. Danach geht es über den Rio Uruguay zurück nach Argentinien.

Zarate

An der Grenze spricht uns Gabriel an. Er kommt aus Mendoza, war für ein paar Wochen in Uruguy und möchte jetzt nach Buenos Aires. Wir nehmen ihn mit nach Zarate. Unterwegs stellt sich heraus, dass er eigentlich Percussion spielt, aber seine Ferien mit Straßenmusik, mit Gitarre und Gesang finanziert hat. Während Delphine fährt haben wir eine spontane Jamsession mit argentinischer Folklore in Pedro. Wir verabreden uns für einen Besuch in Mendoza in einigen Monaten, treffen Gabriel allerdings noch am gleichen Abend beim Musik machen in Zarate wieder.

Zarate ist vor allem eine Industrie und Hafenstadt. Nicht besonders schön, aber wir wollen uns zunächst mal um das Problem mit Pedros Stoßdämpfern kümmern und machen hier übers Wochenende erstmal Stop um dann am Montag in der Werkstatt von Andre neue Stoßdämpfer zu bekommen. Die alten sind tatsächlich ziemlich kaputt und wir sind froh am Dienstag Morgen mit einem reparierten Pedro weiterfahren zu können. Es geht nochmals quer durch Buenos Aires und dann endlich in Richtung Süden.

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