Frankreich lernt Arepas backen
Naja, Delphine kann schon Arepas backen. Ihre ersten Versuche damit waren gleich viel besser als meine. Aber Carlos und Ger wurden in El Chalten von einem jungen Burschen aus Frankreich angesprochen, der gerne lernen würde, wie man die Maisfladen genau bäckt. Also verabreden sie sich am Sonntagnachmittag auf unserem Parkplatz und wir sind auch mit eingeladen.
Der junge Franzose ist der Sohn von Valery und Cynthia. Er ist gerade mal elf und spricht schon super spansich. Wow. Das hat er bei einem sechsmonatigen Schüleraustausch in Spanien gelernt.
Die Familie Lion, insgesamt haben die beiden sechs Kinder, ist schon zum zweiten Mal auf Weltreise. Das erste Mal war vor zehn Jahren. Diesmal sind „nur“ vier der sechs Kinder dabei. Außerdem gerade für drei Wochen auch noch die Brieffreundin einer der Töchter. Also reisen sie zu siebt durch die Gegend. Und das alles in einem Defender mit Dachzelt. Also einem eher kleinen Geländewagen der gerade so sieben Sitzplätze hat. Dazu ist hinten alles mit Gepäck voll und oben auf dem Dach sind noch zwei große Metallkisten mit allem möglichen Zeug. Ein gewaltiger Gegensatz zu den riesen LKWs die wir immer wieder mal sehen in denen dann üblicherweise Mama, Papa und zwei kleine Kinder reisen.
Wir sind beeindruckt von der ganzen Familie. Zum einen davon, dass sie auf so engem Raum zusammen reisen ohne sich ständig in die Haare zu bekommen, zum anderen aber auch davon, was für eine Reife die Kinder schon haben und was sie alles zu erzählen haben.
Sie waren die letzten Monate in Asien und Neuseeland unterwegs. Auf den Philippinen haben sie einen Monat in einem Kloster in sozialen Projekten mitgearbeitet und so das Leben der Menschen vor Ort hautnah kennengelernt. Viel näher, als man es als normaler Tourist je können wird. In Santiago haben sie wieder ähnliche Pläne. Aber davor wollen sie noch einiges von Patagonien sehen und jetzt erstmal sehen, wie man Arepas bäckt.
Wir sitzen in unserer kleinen Wagenburg an den zusammengestellten Tischen und erzählen. Ger erklärt die verschiedenen Varianten Arepas zu machen und Delphine trägt zur Nachspeise noch ein Mousse au Chocolat bei, das sogar von den Franzosen gelobt wird. Fast wie bei Oma sagen sie. Das ist wirkliche ein großes Lob.
Carlos überrascht uns mal wieder, indem er aus den tiefen seines Kofferraumes einen kleinen Monitor hervorzieht und einen Playstation anschließt. Es ist beeindruckend, was sie in ihrem Auto alles mit sich herumfahren. Die beiden französischen Jungs sind begeistert und zocken gleich mal eine Runde mit Carlos.
Wir erzählen von unserer Tour zum Refugio Soto von der wir gestern zurückgekommen sind und wecken wohl auch Sehnsüchte da auch mal hin zu gehen. Allerdings ist das nun für sechs Mann ohne jede Gletschererfahrung leider wirklich nur mit der Hilfe von ein bis zwei Bergführern möglich. Und das würde leider das Budget der Reise bei weitem übersteigen.
Aber es gibt ja viele andere Dinge zu tun und zu erleben. Der Nachmittag vergeht wie im Fluge. Die Familie muss leider am Abend schon weiter, weil Fione, die Brieffreundin aus den USA, morgen einen Flug von El Calafate nach Hause hat. Aber sei wollen auch demnächst noch weiter in den Norden fahren und wahrscheinlich treffen wir sie eh wieder. Wir tauschen auf jeden Fall Kontakte aus und verabschieden uns sehr herzlich.
Vor allem sind wir wegen der beeindruckenden Landschaft hier, aber Begegnungen mit Einheimischen und anderen Reisenden, die einfach ungeplant und spontan passieren sind dann immer wieder auch Erlebnisse, die man so nicht planen oder buchen kann und nur hat, wenn man auch den Luxus hat, sich die Zeit dafür nehmen zu können.